Fritz Zalisz
Joseph Fritz Zalisz wurde 17. Oktober 1893 in Gera als Sohn eines Goldschmiedes und Juweliers geboren. Er studierte zunächst Zoologie bei dem Zoologen und Philosophen Ernst Haeckel (1834 – 1919) an der Universität Jena, dessen Mitarbeiter er im Anschluss wurde. Durch diesen lernte er den Münchener Historienmaler Gabriel von Max (1840 – 1915) kennen, der ebenfalls ein großes Interesse an Zoologie und Anthropologie besaß. Bei einem Studienaufenthalt in München entstanden erste praktische Versuche in plastischer Gestaltung mit dem Bildhauer Adolf von Hildebrandt (1847 – 1921). Mit 21 Jahren dient er im Ersten Weltkrieg, unter anderem als Kriegsmaler der 58. Division. Nach der Rückkehr aus dem Krieg 1918 nahm Fritz Zalisz das Studium an der Akademie für Grafik und Buchgewerbe in Leipzig bei Otto Richard Bossert (1874 – 1919), Alois Kolb (1875 – 1942) und für Plastik bei Adolf Lehnert (1862 – 1984) auf. Nach weiteren Studienaufenthalten in Berlin war er freischaffend in Leipzig tätig, von wo aus er zu Reisen nach Holland, Belgien, Frankreich und der Schweiz aufbrach. 1926 wurde er Mitglied der Leipziger Freimaurerloge „Minerva zu den Drei Palmen“. Im Jahr darauf verzichtete er auf die ihm angebotene Professur in Madrid. Im Zuge der Aktion „Entartete Kunst“ im Jahr 1937 wurden nachweislich sechs seiner Werke aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahme und zerstört. 1940 zog Fritz Zalisz nach Holzhausen (seit 1999 Leipzig-Holzhausen), wo er bis zu seinem Tod am 13. Dezember 1971 als Künstler in der ehemaligen Südstraße lebte und arbeite und zudem Gedichte und Aphorismen verfasste.
Fritz Zalisz ist einer der Hauptvertreter des Leipziger Expressionismus und gehört zu der sogenannten „Verlorenen Generation“, zu den Künstlern also, deren künstlerische Tätigkeiten durch das nationalsozialistische Regime massiv eingeschränkt waren, da der vorherrschende Stilpluralismus ihrer Zeit nicht länger erwünscht war. Sein Œuvre ist in den künstlerischen Techniken breit aufgestellt.
Er schuf eine Reihe von Marmor und Bronze Büsten nach berühmten Künstlern und Musikern: Beispielweise von Mathias Grünewald (1921), Ludwig van Beethoven (1922), Anton Bruckner (1931), Richard Wagner (1932), heute im Leipziger Gewandhaus, sowie Gedenktafeln für Johann Sebastian Bach (1935, Thomaskirche, zerstört), Theodor Körner (1936; 1942 eingeschmolzen) und erneut Richard Wagner (heute Kaufhaus Brühl). Nach 1945 schuf er vornehmlich kleinformatige Figuren- und Tierplastiken.
Seine Malerei und Pinselzeichnungen in Öl und Tusche umfassen Selbstbildnisse und Porträts seiner Familie sowie von Freunden und berühmten Persönlichkeiten wie Ernst Haeckel, Robert Teichmüller, Ernst Smigelski, Oto Singer, Richard Strauß, Adolf von Hildebrandt und vielen anderen mehr. Auch Landschaftsdarstellungen der heimischen Ost- und Nordseeküste und auf Reisen gesammelte Eindrücke aus Italien und dem Adriaraum sind immer wieder Gegenstand seiner Arbeiten.
Sein druckgrafisches Werk beinhaltet unter anderem im Selbstverlag herausgegebene Mappenwerke mit Lithographien: Fausttragödie. Erster und Zweiter Teil (1918); Selbstporträt (1920), Iphigenie auf Tauris (1920), Das Drama eines Gottes (1920), aber auch Radierungen, z.B. Friedrich Schiller: Turandot, Prinzessin von China. Ein tragikomisches Märchen nach Gozzi (1924), Gardasee (1925) und Holzstiche wie das Bildnis Max Klingers.
Für mehrere Buchpublikationen lieferte er zudem die Illustrationen: Alfred Beresel (Hg.), Robert Teichmüller als Mensch und Künstler, Leipzig 1922, Hans Mlynarczyk, Bayreuth im Profil, Leipzig 1933, Otto Brües, Heiterkeit des Herzens. Erlebnisse zwischen Alltag und Sonntag, Leipzig 1937.
Zu seinen eigenen literarischen Werken zählen: Klärung. Ein Bekenntnis, Leipzig 1921; Peter Michel, Aphorismen eines Künstlerlebens in zwei Teilen / Elf Bildern, Tübingen 1924/Leipzig 1928; Das kleine Frontbuch, Potsdam 1934; Michel Angelos, eine Tragödie, Leipzig 1941.